Im Herbst des Vorjahres hat ein Jahrhundert-Hochwasser die neue Weststrecke stark beschädigt. Das Tief Anett legte eine der wichtigsten Bahnstrecken des Landes für drei Monate lahm, ehe der Abschnitt St. Pölten – Tullnerfeld – Wien im Dezember 2024 wieder verfügbar war. Nach den abschließenden Reparaturarbeiten mit einer erneuten Sperre von 12. Mai bis 05. Juni präsentiert sich die schnellste Verbindung zwischen Wien und St. Pölten nun wieder in Top-Zustand. Aktuell finden noch Test- und Abnahmefahrten statt. Ab Freitag, 6. Juni, in den frühen Morgenstunden gilt wieder: freie Fahrt durchs Tullnerfeld. Die Fahrt zwischen St. Pölten und Wien geht dann wieder bei Höchstgeschwindigkeit 230 km/h wie gewohnt zügig in ca. 30 Minuten.
„Mit guter Planung und Teamwork haben die ÖBB dafür gesorgt, dass die Sperre und die umfassenden Ersatzmaßnahmen reibungslos funktioniert haben und die Hochwasserschäden nun endgültig beseitigt sind. Ab Freitag sind die Züge auf der Weststecke mit Upgrade wieder voll auf Schiene. Für unsere Fahrgäste bedeutet das wie gewohnt besonders rasche Verbindungen zwischen Wien und St. Pölten. Wir danken allen Pendler:innen für die Geduld während der Sperre“, sagt Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG.
Erste Züge rollen ab Freitag früh
Der Cityjet Express (CJX 5) mit der Abfahrt ab Wien Westbahnhof (ab 4:48 Uhr) ist am 6. Juni der erste planmäßige Personenzug auf der runderneuerten Weststrecke, sieben Minuten später folgt ab Wien Hbf der erste Railjet (RJ 848 ab 4:55 Uhr). Von St. Pölten Hbf nach Wien fahren die Fahrgäste im RJ 821 (Abfahrt 5:02 Uhr) als erstes wieder über die Neubaustrecke. Rund 550 Züge im Personen- und Güterverkehr sind auf der viergleisigen Weststrecke täglich unterwegs.
Schnelles und attraktives Angebot
Das Erfolgsmodell der Weststrecke zeigt, dass der Zug das Auto bei der Reisezeit hinter sich lässt: Wien und die Mozartstadt Salzburg sind wieder in 2:25 Stunden verbunden, Linz und die Hauptstadt rücken in rekordverdächtigen 75 Minuten Fahrt wieder näher zusammen.
Die Fahrgäste profitieren zudem von einem besonders dichten Zugangebot: Zwischen St. Pölten und Wien fahren täglich rund 50 ÖBB-Fernverkehrszüge pro Richtung, dazu kommt der beschleunigte Nahverkehr Wien Westbahnhof – Tullnerfeld – St. Pölten im Stundentakt bzw. zu den Hauptverkehrszeiten sogar halbstündlich. Auf der alten Weststrecke durch den Wienerwald bieten die ÖBB ebenfalls einen engmaschigen Takt im Nahverkehr an.
250 km Kabel, 2.000 Verteilerkästen, mobiler Hochwasserschutz
Für das Comeback der schnellen Weststrecke wurde in den vergangenen 25 Tagen rund um die Uhr gearbeitet. Mehrere hundert ÖBB-Mitarbeiter:innen und Partnerfirmen waren imLainzer Tunnel in Wien, im Bahnhof Tullnerfeld sowie im besonders schwer vom Hochwasser betroffenen Atzenbrugger Tunnel im Dauereinsatz. Durch die Neuverkabelung der E-Versorgung wurden rund 250 km Kabel erneuert, weiters wurden 1.640 Stück Brandschotte, 200 Mobilfunk-Antennen und rund 2.000 Verteilerkästen für die Stromversorgung ausgetauscht bzw. höher positioniert.
Provisorische Lösungen wurden zurückgebaut und durch dauerhafte Komponenten ersetzt. Gleichzeitig wurde die kritische Infrastruktur „einen Stock höher gelegt“, um für künftige Extremwettereignisse besser gewappnet zu sein. An den Tunnelportalen in Atzenbrugg und Purkersdorf kann nun bei Gefahr im Verzug in kurzer Zeit ein mobiler Hochwasserschutz errichtet werden. Gleichzeitig wurde während der Sperre in neue Gleise und Weichen investiert, um die Verfügbarkeit der Strecke langfristig zu erhöhen. All diese Verbesserungen wurden innerhalb von nur 25 Tagen umgesetzt.
Daten und Fakten zur Sperre Weststrecke:
- Errichtung mobiler Hochwasserschutz Tunnel Atzenbrugg, Portal Ost
- Errichtung mobiler Hochwasserschutz Lainzer Tunnel, Portal Purkersdorf
- Über 30 Weichenantriebe getauscht
- Erneuerung der für den Betrieb notwendigen Schlüsselweiche „Kreuzung 9“ im Knoten Wien Hadersdorf und Austausch von weiteren 4 Schnellfahrweichen
- Rund 12 km Gleisanlagen gereinigt bzw. erneuert
- Rund 55 km Tunnelentwässerung instandgesetzt
- Aktiver Hochwasserschutz der E-Versorgung im Tunnelbereich – Höhersetzen von E-Verteilern über 21 km (rund 2.000 Verteilerkästen)
- Errichtung von neuen Technikgebäuden inklusive Stromversorgung
- Neuverkabelung der E-Versorgung, insgesamt rund 250 km Kabel erneuert
- 1640 Stück Brandschotte wurden instandgesetzt bzw. ausgetauscht
- 21 km beleuchteter Handlauf wurde auf neue LED-Technik umgebaut
- 200 Antennen für den Mobilfunk ausgetauscht
- 3,4 km Schienenbefestigungen erneuert
- 4300 t Gleisschotter aufgetragen
- Bahnsteige im Bahnhof Tullnerfeld auf 420 Meter verlängert