Die ÖBB bauen die Nordeinfahrt des Wiener Neustädter Hauptbahnhofs von drei- auf viergleisig aus, um die Einbindung der Südbahn und der Pottendorfer Linie zu optimieren und damit den Anforderungen des Bahnverkehrs der Zukunft auf der Südachse gerecht werden zu können. 170 Millionen Euro werden in dieses bedeutende Infrastrukturprojekt, das neben dem Bau eines vierten Gleises umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen der Gleisanlagen umfasst und bis 2029 abgeschlossen sein soll, investiert.
Baubeginn für erste Stützmauer
Zur Herstellung des vierten Gleises muss der Bahnkörper von Höhe HTL bis Kollonitschgasse verbreitert und mit Stützmauern gesichert werden. Der erste Meilenstein wurde jetzt erreicht – die Arbeiten an der innenstadtseitig gelegenen Spritzbetonwand, die durch Anker gesichert ist, sind nahezu abgeschlossen, wodurch sich auch die Staubbelastung für die Bevölkerung reduziert. Es folgen Bohrpfahlarbeiten und die Errichtung der zur Innenstadt gelegenen Stützmauer. Die Bohrpfahlarbeiten laufen seit Oktober bis Jänner 2026. Dabei ist eines der größten Bohrpfahlgeräte Österreichs, der 170 Tonnen schwere „Karl-Heinz“ im Einsatz. Vorgenommen werden 380 Bohrungen mit bis zu 12 Meter Tiefe.
Der Bau der Stützmauer beginnt im November 2025 und dauert bis voraussichtlich Oktober 2026. Die Stützmauer wird in einzelnen Blöcken errichtet. Jeweils vor Errichtung der Blöcke müssen hergestellte Bohrpfähle abgeschremmt werden. Die ÖBB versuchen, die Unannehmlichkeiten für die Anrainer:innen so gering wie möglich zu halten, jedoch sind Lärm- und Staubentwicklung unvermeidbar.
Mit Herbst 2026 verlagern sich die Arbeiten dann von außerhalb des Gleises auf den Gleiskörper selbst – ein wichtiger Aspekt für die Anrainer:innen, denn mit Beginn der Arbeiten im Gleisbereich werden dann auch bereits die neuen Schallschutzwände stehen, welche die Emissionen für die Bevölkerung reduzieren werden.
Projektumfang und Ziele
Wiener Neustadt ist eine verkehrsstrategisch wichtige Drehscheibe südlich von Wien, wo insgesamt sechs Bahnstrecken ineinanderlaufen. Die Stadt ist einer der Taktknoten mit den meisten Zughalten in Österreich. Um den steigenden Anforderungen des Nah- und Fernverkehrs wirksam begegnen und diese dauerhaft bewältigen zu können, ist ein Ausbau des Bahnhofsbereichs unumgänglich. Derzeit ist die Einfahrt in den Hauptbahnhof von Wien kommend dreigleisig. Mit dem vierten Gleis wird die Kapazität erhöht, um eine effizientere und flexiblere Einbindung der Züge zu ermöglichen. Dies betrifft sowohl die Südbahn als auch die Pottendorfer Linie, die mittlerweile durchgehend zweigleisig ausgebaut ist.In Zukunft soll der Fernverkehr auf die Pottendorfer Linie umgelegt werden, damit auf der Südbahn mehr Nahverkehrszüge fahren können. Die Errichtung neuer Weichenverbindungen bringt darüber hinaus vielfältigere Ausweichmöglichkeiten im Störungsfall und damit weniger Betriebseinschränkungen bei Unregelmäßigkeiten.
Baumaßnahmen im Detail
- Neues viertes Gleis: Zwischen der HTL und der Pöckgasse wird ein viertes Gleis errichtet.
- Lärmschutz und Stützmauern: Es werden neue Lärmschutzwände und 1,2 Kilometer Stützmauern gebaut.
- Eisenbahnbrücken: Die Brücken über die Fischauer Gasse, Warme Fischa, Pöckgasse und Kollonitschgasse werden neu errichtet bzw. adaptiert.
- Straßenunterführung Pöckgasse: Diese wird neu errichtet und mit einem eigenen Gehsteig versehen.
Die Südstrecke: Vom Reisen und Befördern der Zukunft
An mehr als 100 großen und kleinen Projekten arbeitet die ÖBB-Infrastruktur AG derzeit entlang der Südstrecke, einem Teil des Baltisch-Adriatischen Ostee-Adriatisches Meer Korridors. 200 Kilometer Bahnlinie werden modernisiert, 170 Kilometer neu gebaut. 80 km neue Tunnel und 150 neue Brücken errichtet. Über 5.000 Menschen arbeiten daran. Nach Fertigstellung der Projekte eilen die Züge in 2 Stunden 40 Minuten von Wien nach Klagenfurt, von Graz nach Klagenfurt in 45 Minuten. Sie passieren, auf insgesamt 470 km, viele neue Bahnhöfe und durchqueren mit hohen Geschwindigkeiten zwei Berge – den Semmering und die Koralpe. Das Projekt Südstrecke umfasst: den Nordbahn-Ausbau, den Ausbau Wien-Bratislava, den neuen Wiener Hauptbahnhof, das Güterzentrum Wien Süd, den Ausbau der Pottendorfer Linie, den Bau des Semmering-Basistunnels, acht modernisierte Bahnhöfe auf dem Weg von Bruck nach Graz, den modernisierten Grazer Hauptbahnhof und 130 Kilometer neue Koralmbahn. Gemeinsam schaffen sie die Voraussetzungen für einen zukunftsorientierten Personen- und Güterverkehr.
Infrastruktur.oebb.at/suedstrecke